Nur fünfeinhalb Monate Bauzeit, und der Verkehr
rollt wieder. Die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und
Verkehr hat heute, Freitag, die neue Oderbrücke zwischen Gieboldhausen
und Herzberg am Harz für den Verkehr frei gegeben - ein Jahr früher als
bei herkömmlicher Bauweise. Das Pilotprojekt liefert wertvolle
Erfahrungen, die kommenden Brückensanierungen in Niedersachsen zugute
kommen. „Diese besondere Schnellbauweise ist ein Pilotprojekt und
bisher einmalig in Niedersachsen", sagt Eric Oehlmann, Präsident der
Landesstraßenbaubehörde. „Mit dem erfolgreichen Abschluss zeigen wir,
dass sich Brücken schnell und bedarfsgerecht ersetzen lassen. Das ist
eine gute Nachricht für alle betroffenen Standorte, denen wir auf diese
Weise eine langwierige Bauzeit ersparen können." Der Neubau der
Brücke kostet insgesamt 4,9 Millionen Euro. Die Kosten trägt der Bund.
Bau und Betrieb werden wissenschaftlich begleitet. Die neue Brücke ist
eine Kombination aus vorgefertigten und konventionell vor Ort
gefertigten Elementen. So besteht beispielsweise die Fahrbahn aus 16
Betonelementen, die auf zuvor fest installierte Stahlträger gesetzt
wurden. Günter Hartkens, Leiter des Geschäftsbereiches Goslar:
„Wir haben anhand dieses Baus wertvolle Erfahrung für die Zukunft
gesammelt, die wir in die landesweite Planung einspeisen. Es wird
spannend sein, zu beobachten, wie sich diese Bauweise in Zukunft in
Niedersachsen bewährt. Zum Beispiel, wie sich die neue Fahrbahn der
Brücke langfristig im Zusammenspiel mit der teilweise extremen Witterung
des Harzvorlandes verhält." Projektleiter Sören Faust vom
Geschäftsbereich Goslar sieht in diesem Projekt eine lohnende
Herausforderung - von der Planung bis zum fertigen Bauwerk.
„Letztendlich ist ein Beispielprojekt für die Zukunft entstanden,
welches von den ersten Planungsschritten, über die Genehmigung, bis zur
Fertigstellung nur rund zwei Jahre gebraucht hat", sagt Faust. Schnellbauten sparen 50 Jahre Bauzeit Rund
150 Brücken in Niedersachsen sollen bis zum Jahr 2030 abgerissen und
neu errichtet werden. "Nicht jeder Neubau ist für die Methode, wie die
an der Oder geeignet. Doch dort, wo sie passt, bringt sie enorme
Vorteile", sagt Dr. Jens Hanel, zuständiger Dezernatsleiter für Brücken
und Tunnel. Stau, Verzögerungen, Lärm - die Belastungen für
Verkehrsteilnehmer und für Anlieger schrumpfen erheblich. Zudem muss der
Verkehr nicht langwierig umgeleitet werden. Das kann unter Umständen
den Schadstoffausstoß senken. Ein Schnellbau ist wirtschaftlich
mit einem konventionellen Bau vergleichbar. Ganz anders aber bei der
Bauzeit: Jedes Projekt spart ein Jahr ein. Von den Brücken, die in der
kommenden Dekade erneuert werden müssen, sind bis zu 50 Brücken für die
Schnellbauweisen geeignet - das sind zusammen 50 Jahre eingesparte
Bauzeit. Hintergrund: Brücken in Niedersachsen Es
gibt rund 5.500 Straßenbrücken (Teilbauwerke) in Niedersachsen. Davon
liegen 2.699 an Bundesstraßen, 2.079 an Landesstraßen und 798 an den
Kreisstraßen der 13 Landkreise, in denen die Landesbehörde die
Zuständigkeit übernommen hat. Viele der Brücken in Niedersachsen
bestehen aus Teilbauwerken. Das heißt: Es wurde pro Richtungsfahrbahn
ein einzelnes Bauwerk errichtet. Autofahrer nehmen sie hingegen als eine
einzige Brücke wahr.
Weitere Informationen zu Straßenbrücken, deren Untersuchungen sowie
laufende Ertüchtigungen finden sie im Internet unter
www.bruecken.niedersachsen.de . Ein Schwerlastkran hebt die Betonelemente auf die Stahlträger und setzt so die Fahrbahn zusammen. Die fertige Brücke über die Oder ist in nur fünfeinhalb Monaten gebaut worden.