Archivnummer
BAS 6219

Alte Saalebrücke Burgau


Bild-ID: 15704
Fotograf: Thorsten Grödel     
Fotonutzung ?

Land:
Deutschland 
Region:
Thüringen 
Stadt:
Jena 
Lage:
 
Fluss/Tal:
Saale  
Verkehrsweg:
Fußgänger, ehem. Strasse  
Brückentyp:
Bogenbrücke, Bogen unter der Fahrbahn  
Material:
Stein  
Baujahr:
1491-1744, wurde nach Ihrem Wiederaufbau am 03.10.2004 eingeweiht  
Spannweite:
 11.70 m
Gesamtlänge:
 142.50 m
Breite:
 5.10 m
Brückenfläche:
 - m
Fahrbahnhöhe:
 - m
Pfeilerhöhe:
 - m
Status:
in Betrieb 
Details:
Informationen von Heidi Zengerling:

Im Süden Jenas, zwischen den Ortsteilen Altlobeda und Burgau wölbt sich heute wieder eine Natursteinbrücke über die Saale. Der Fluss hatte sich hier auf einer Breite von ca. 300 m zwischen zwei Felsspornen seinen Weg gesucht. Von dem im 18. Jhd. zuständigen Verwaltungsbeamten Herrn Goethe wissen wir, dass sich die Saale in drei Arme teilte und ihre Lage relativ ungeniert auch veränderte. Die bekannten Handelswege umgingen möglichst diese feuchte Niederung. Doch die beiden Orte waren wirtschaftlich verbunden und die Lobedaer mussten von amtswegen nach Burgau, um auch zur dortigen Mühle zu gelangen. Sie nutzten dafür vermutlich eine Furt, die bereits von den ehemals dort siedelnden Slawen angelegt worden war. Die Ansprüche wuchsen und der Übergang wurde im 15. Jhd. mit Knüppeldämmen und einer Holzbrücke gesichert. Ab 1491 wurde nachweislich an der Errichtung einer Steinbogenbrücke gearbeitet. Es folgte eine lange und unruhige Bauzeit. Erst 1744 wird die Brücke in ihrer vollen Länge mit Brüstung und Straßenbelag fertiggestellt. Geschuldet ist die lange Bauzeit der nur lokalen Bedeutung und den geringen finanziellen Mitteln des Landesfürsten. Ein Großteil der Leistungen erfolgt als Frondienst, einschließlich der Lieferung von Steinmaterial. Tiefe Fahrspuren beweisen auch eine lange direkte Befahrung der Gewölbebrücken, was bestimmt nicht einfach war. Hochwasserschäden und Zerstörungen im 30-jährigen Krieg fallen in dieser Zeit. 1828 wird die Brücke dann erweitert, indem man die Brüstung abbricht und das Geländer mittels Kragsteinen nach außen schiebt. In dieser Gestaltung kennen wir das Bauwerk. Auf der Burgauer Seite entwickelte sich ein kleines urbanes Zentrum mit Mühle, Schmiede und Gaststätten. Es war und ist noch heute ein beliebtes Ausflugsziel.

1912 riss die Firma Carl Zeiss Jena im Rahmen des Neubaus eines Wasserkraftwerkes auf dem benachbarten Mühlengelände zwei Bögen der Brücke ab und ersetzte sie durch ein Schütz für den Mühlengraben. Das Kraftwerk hat seinen Betrieb bis heute nicht unterbrochen und stellt selbst schon ein Denkmal dar.

Die Alte Saalebrücke Jena-Burgau war in ihrer größten Ausdehnung eine Natursteingewölbebrücke mit 11 Bögen. Als Baumaterial kam zum größten Teil der Jenaer Terabratel- Kalkstein sowie teilweise Buntsandstein zum Einsatz. Bearbeiteten Naturstein finden wir in den Gewölben und an ausgesuchten Details. Die Gesamtlänge der Brücke beträgt heute 142,50 m bei einer Breite von 5,10 m . Die sechs noch vorhandenen und die drei neuen Gewölbe haben Spannweiten zwischen 4,20 m und 11,70 m. Am östlichen Ufer befindet sich eine um ca. 30 Grad nach Norden abgeknickte, 44,20 m lange Rampe. Sie enthält die Bögen 8 und 9, welche dem rascheren Abfließen des Hochwassers dienen. Die Überhöhung der Brücke ist über 2,5 m, so dass erst in der Mitte der Brücke sich herausstellte, ob freie Fahrt war.

Das letzte Jhd. beinhaltet auch für diese Brücke ein dunkles Kapitel. Im April 1945, die Amerikaner waren schon im Raum Jena, wurden noch drei Bögen der Brücke gesprengt. Bereits 1946 schloss die Stadt mittels Stahlträger und Holzbohlen die drei Öffnungen. Die Nutzung der Brücke beschränkte sich aber nur noch auf Fußgänger und Fahrradfahrer. Im Norden war bereits eine neue Brücke für den Straßenbahn- und -Autoverkehr entstanden. Zu DDR-Zeiten gab es viele Aktivitäten um die Brücke, die kleine Sanierungen und Abrissanträge beinhalteten. Die Abrissanträge, sowie größere Sanierungsvorhaben scheiterten an den fehlenden Mitteln und Möglichkeiten. Das Schicksal der Brücke schien besiegelt, als 1982 ein stromaufwärts gelegenes Ponton vom Hochwasser gegen die provisorische Brückenschließung trieb und sie zerstörte. Auf Drängen der Anwohner errichtete die Stadt nördlich der Ruine eine Behelfsbrücke. Die alte, historische Brücke rückte aus dem Blickfeld des öffentlichen Interesses. Mittel für eine Unterhaltung oder gar Instandsetzung konnten nicht bereit gestellt werden. Bis 1990 dauerte der Verfall dieses Denkmals. Nach der Wende sicherte das Landesdenkmalamt Thüringen 1990 und 1991 die Sohle und die Gründung der Brückenpfeiler und forderte die Stadt als Baulastträger auf, ihrer Erhaltungspflicht nachzukommen. Für die Stadt war die Brücke, obwohl inzwischen die einzigste ihrer Art im Raum Ostthüringen, nicht das Wichtigste. Um die Brücke wieder besser in das Bewußtsein der Menschen und der Verwaltung zu rücken, gründete sich 1991 der Brückenverein für die Erhaltung der Alten Saalebrücke Jena - Burgau. Er entfaltete ein geselliges Leben am Brückenkopf und fand auch immer besser Gehör in der Verwaltung und in der Wirtschaft. Im Jahre 1998 kam mit der Bundesanstalt für Arbeit ein neuer Partner ins Boot. Seit diesem Zeitpunkt wurde die Brücke Stück für Stück mit Finanzmitteln der Stadt Jena, des Arbeitsamtes und des Brückenvereines saniert.

Die Anstrengungen und die Hartnäckigkeit haben sich gelohnt. Am 03.10.2004 konnten die Oberbürgermeister der Partnerstädte Erlangen und Jena die Brücke wieder für den Verkehr freigeben. Mit einem großen Brückenfest nahm die Bevölkerung die neue Alte Saalebrücke in Besitz. Das vorhandene Bauwerk ist als Geh- Radwegbrücke gemäß DIN 1072 mit einer Verkehrsbelastung von 5 KN/M² bemessen. Die Gradiente konnte mit Hilfe des Bestandes ermittelt werden. Die alte Sohle aus Kalksteinplatten kontte nicht erhalten werden. Eine massive Sohlpflasterung zwischen Spundwänden ersetzt sie heute. Alle bestehenden Teile wurden konserviert. Die Brücke ausgeräumt und mit Leichtbeton verfüllt. Auf den Verfüllbeton kam eine Dichtung nach ZTV Bel Teil 1 mit eienr Schutzschicht aus Gußasphalt. Den Deckenschluss bildet ein Kalksteinpflaster, Oberdorlaer Muschelkal, in Bettungssplitt mit einem Gefälle zur Brückenachse. Die Schließung der gesprengten Bögen war ursprünglich mit einer modernen holzkonstruktion geplant, die eine spätere steinerne Einwölbung ermöglichte. Mit einer Spende verband ein Spender die Forderung nach einer originalen Natursteinschliessung. Eine neue Planung entsprach dem Spenderwunsch. Im Rahmen der Bauausführung kam es zu Schwierigkeiten bei der Beschafffung des Natursteinmateriales und die Kosten drohten aus dem Ruder zu laufen. In einer erneuten Umplanung wurde ein Stahlbetongewölbe mit Natursteineckquaderung vorgesehen, welches für alle drei Bögen auch ausgeführt wurde.

Das Holzgeländer mit einer neuen Höhe von 1,20 m erhielt wieder die historischen, horizontalen Riegel und erstmals konnte eine Straßenbeleuchtung in das Geländer integriert werden. Die Geländerpfosten schützen wie früher Anprallpoller. Die Bögen werden beleuchtet. In fast 14jähriger Bauzeit konnte für fast 2,0 Millionen € diese Brücke wieder errichtet werden. 
Baulastträger:
 
Baulastnummer:
 

Lageplan
Breitengrad, Längengrad: 50.8955168717, 11.5986084202