Archivnummer
BAS 7570

Werrabrücke Treffurt


Bild-ID: 26431
Fotograf: Margarete Krebs     
Fotonutzung ?

Land:
Deutschland 
Region:
Thüringen 
Stadt:
Treffurt 
Lage:
 
Fluss/Tal:
Werra  
Verkehrsweg:
Strasse B250  
Brückentyp:
Balkenbrücke  
Material:
Spannbeton  
Baujahr:
1996-1998  
Spannweite:
 33.29 m
Gesamtlänge:
 83.00 m
Breite:
 15.75 m
Brückenfläche:
 1074.00 m
Fahrbahnhöhe:
 - m
Pfeilerhöhe:
 - m
Status:
in Betrieb 
Details:
Bauherr: Bundesrepublik Deutschland, Bundesministerium für Verkehr
Auftraggeber: Freistaat Thüringen, Thüringer Landesamt für Straßenbau
Amtsentwurf: Krebs und Kiefer Beratende Ing. für das Bauwesen GmbH
Tragwerksplanung: Ing.-büro Kleb GmbH
Bauausführung: M.Otto Brückenbau GmbH
Bauüberwachung: Ing.-gemeinschaft Setzpfandt FmbH & Co.KG

Überbau: Spannbeton
Pfeiler und Widerlager: Stahlbeton

Feldweiten: 27,369 m + 33,292 m + 22,346 m
Überbaubreite zwischen 12,50 m und 15,75 m

Informationen von Heidi Zengerling:
Die bestehenden Brücken über Werra und Flutgraben im Grenzgebiet der ehemaligen DDR genügten hinsichtlich der Standsicherheit und Verkehrssicherheit nicht mehr den heutigen Anforderungen. Die Tragfähigkeit von nur 12 Tonnen stellte ein erhebliches Hindernis für den Verkehr und die wirtschaftioche Entwicklung im nörlichen Wartburgkreis dar.
Neben den üblichen Anforderungen an Tragfähigkeit, Dauerhaftigkeit und Verkehrssicherheit mußte es auch Ziel des Bauwerksentwurfes sein, die benachbarten Brücken mit ihrer exponierten Lage in der Stadt Treffurt einer einheitlichen aber anspruchsvollen Gestaltung zu unterziehen. Die Brückenbauwerke sollten sich dabei nicht nur harmonisch in diesen romantsichen Teil des Werratales einfügen, sondern durch eine indiviiduelle und besondere Gestaltung die Bedeutung des neuen Verkehrsweges mit seiner Werrakreuzung betonen.
Der Überbau erinnert an ein Schiff. Die gesamte Brücke liegt im Kreisbogen mit einem Radius von 170 m und kreuzt dabei die Werra unter einem Winkel von ca. 60 gon. Der Überbauquerschnitt mit einer Nutzbreite von zwölf bis 15 Metern (Gehweg Oberstrom 2 m, gemeinsamer Geh- und Radweg unterstrom 3 m, Fahrbahnbreite 7 - 10 m) sollte nicht nur in seiner Formgebung den Ideen des Gestaltungskonzeptes der Brücke folgen, sondern zugleich die Möglichkeit zur verdeckten Überführung zahlreicher Versorgungsleitungen einslchließlich der Leitungen zur Brückenentwässerung bieten. So wurde eine im Mittelberiech aufgelöste Platte ähnlich einem Plattenbalkenquerschnitt, gewählt, die zwischen den Stegen ausreichend Platz für die Anordnung von Medien- und Schutzrohren bietet. Die ausgerundete Unterseite des Überbaus oberstrom könnte den Bug eines Schciffes symbolisieren, der stetige und gerade Übergang der Plattenunterkante zum Gesims läßt das Heck erkennen. Die anspruchsvolle Gestaltung der Gesimse und Geländer in Verbindung mit den Beleuchtungsmasten vervollständigen diesen Eindruck. Auch für den Entwurf der Unterbauten waren neben den statischen konstruktiven und funktionellen Anforderungen die Gestaltungsgrundsätze maßgeblich. Die westlichen Flügel beider Widerlager (unterstrom) wuirden mit dem gleichen Ziel nach außen hin um 75 Grad geneigt. Die Formgebung der Pfeiler korrespondiert mit der Gestaltung des Überbaus und setzt diese nach unten harmonisch fort. So sind die Pfeilerscheiben der Breite des sich aufweitenden Überbaus angepaßt. Der Pfeiler ist als quaderförmige Scheibe mit angesetzten, unterschiedlich großen Keiler konzipiert. Die Dicke der mit Natursteinmauerwerk verkleideten und an den Stirnseiten abgerundeten Pfeiler beträgt 1,5 m.
Da sich die Betonsichtflächen der verblendeten Ansichtsflächen unterordnen sollen, wurde eine sägerauhe, 10 cm breite Brettschalung mit Nut und Feder gewählt. Die Neigungen von Flügelwänden und Pfeilern sind aufeinander abgestimmt. Die Gründung der Widerlager konnte einheietlich als Flachgründung auf dem relativ flach anstehenden Sandstein erfolgen. Die Anordnung von Lampen dient nicht nur der zweckmäßigen Ausleuchtung der Brücke, sie war zugleich eine Gestaltungskomponente. In Farbe und Material angepaßt an die Geländer mit schrägstehenden Stäben vor den Pfosten und zugehörigen Blumenkästen runden sie das Bild ab. Als optisches Gegenstück zur dezenten Farbe der Sandstein-Verblendung an den Unterbauten wurde als Farbe für Geländer, Blumenkästen und Lichtmasten ein kräftiges Karminrot gewählt. Die Werra ist im Bauwerksbereich Bestandteil des Bundeswasserstraßennetzes, besondere Ausstattungen (Radarreflektoren o.ä.) wurden jedoch hierfür nicht erforderlich.
Die Herstellung der Widerlager und Pfeiler erfolgte in herkömmlicher Bauweise in Ortbeton, doch wurden mit der Umsetzung der entworfenen Geometrie der Widerlager und Pfeiler mit ihren gekrümmten und teilweise geneigten Außenflächen hächste Anforderungen an die Ausführung der Schalung gestellt. Hinzu kam, dass die Natursteinverblendung nicht vollflächig, sondern nur bis zur Unterkante der Auflagerbank ausgeführt werden mußte. Die Herstellung der für alle Unterbauten vorgesehenen geschlossenen Spundwandkästen, die ausgestteift und nach Einbringen der Fundamente umgesteift werden mußten, erforderte örtlich ein Vorbohren vor dem Einrammen der Profile. Der in Ortbeton B 45 auszuführende Überbau der Werrabrücke wurde auf traditionellem Lehrgerüst hergestellt. Aufgrund der geplanten Überbaugeometrie ergaben sich jedoch Schalungsflächen am Überbau, die ebenflächig oder räumlich nicht mehr durch mathematische Gleichungen oder geometrische Formen zu beschreiben waren. Die Umsetzung der Formgebung des Überbaus vor Ort konnte nur durch die Anwendung räumlicher CAD-Programme bei der Erstellung der Schalpläne und eine hohe Meisterschaft bei den Schalarbeiten ermöglicht werden. Da ein heller, gleichmäßiger Sichtbeton des Überbaus als Kontrast zu der Natursteinverblendung des Unterbaus und den roten Geländern, Blumenkästen und Leuchtenmasten wesentlicher Bestandteil des Gestaltungskonzeptes war, musste der Schalungsvorbehandlung, der Betonrezeptur, der Betontechnologie und der Nachbehandlung aber auch dem Verlegen der 10 cm breiten, gehobelten Brettschalung höchste Aufmerksamkeit geschnkt werden. Die Kappen und Gesimse durften erst nach Überprüfung der lagegerechten sowie höhengerechtenHerstellung des Überbaus ausgeführt werden.
Durch die Verlegung des Standortes der neuen Werrabrücke konnte der Verkehr während der Bauzeit über die alte Brücke aufrechterhalten werden.
Nach der Freigabe des Abschnittes der B 250 im Beriech der neuen Werrabrücke und der kleinen Flutbrücke, die ebenfalls als Dreifeldbrücke, jedoch in Stahlbeton mit den gleichen gestalterischen Formen und Details ausgeführt wurde, konnten die beiden alten Brücken abgebrochen werden. Am 27. Juni 1998 wurde die neue Werrabrücke mit einem Stadtfest feierlich eingeweiht.
Vom Bundesmin. für Verkehr wurdein der Broschüre "Brücken und Tunnel der Bundesfernstraßen 1998" vermerkt: "Bei der neuen Werrabrücke in Treffurt ist es gelungen, eine liebliche Flußlandschaft und ein altes Stadtbild mit einer modernen, ästhetisch gelungenen Brücke harmonisch zu vereinen. 
Baulastträger:
 
Baulastnummer:
 

Lageplan
Breitengrad, Längengrad: 51.1343383333, 10.2372400000