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19.06.2000:
Werbung an Brücken soll neue Geldquelle erschließen

Die Welt, 19.06.2000

 

Werbung an Brücken soll neue Geldquelle erschließen

Der Senat hat eine neue Geldquelle für den Berliner Haushalt erschlossen: die Vermarktung von Brücken. Nach Toilettenhäuschen und Bushaltestellen sollen auch die landeseigenen Straßen- und Autobahnbrücken mit bunten Reklame-Botschaften bestückt werden.

Den Zuschlag bekam die Deutsche Städte-Medien GmbH (DSM) aus Frankfurt/M. Noch kurz vor der Wahl im Oktober hatte der Verkehrssenator den Vertrag unterzeichnet. Gegen eine Jahrespacht von einer Mio. DM kann das Unternehmen an 180 Brücken Werbung anbringen. "Die Einnahmen werden für Brückenpflege verwendet, etwa die Beseitigung von Grafiti und Baumaßnahmen", sagt die Sprecherin des Verkehrssenats, Petra Reetz.

Die DSM wurde 1922 als Deutsche Städte-Reklame gegründet. Gesellschafter sind 28 deutsche Städte, darunter Frankfurt, München und Hannover. Die 850 Mitarbeiter realisierten 1998 einen Umsatz von 500 Mio. DM mit deutschlandweiter Vermarktung von Drehbanden in Fußballstadien, Werbeaufstellern und Plakaten in Verkehrsmitteln. Für ihr Berliner Projekt gründet die Firma eine eigene Tochterfirma: die Stadtkultur Berlin GmbH.

Geplant sind drei verschiedene Werbeträger: An den Geländern der Brücken sollen innen und außen fünf Meter lange Werbeplatten montiert werden. "Darauf könnte Dauerwerbung stehen, wie beispielsweise Ortshinweise zu benachbarten Firmen", sagt der Abteilungsleiter Sonderwerbeträger Uwe Rexroth. An den Innenseiten der Geländer werden außerdem Vitrinen für Einzelplakate aufgestellt, Stützwände werden mit Großflächenwerbetafeln versehen. Dort sollen Plakatwände der klassischen Litfaßsäule Konkurrenz machen und vor allem mit Kultur-Reklame beklebt werden. Die Preise für Plakate sind abhängig von der Verkehrsfrequenz und der Dauer des Aushangs. Für Banderolen an Frankfurter Brücken sind beispielsweise Tagespreise zwischen 40 und 120 DM fällig.

Doch bevor die Berliner Brücken mit Werbetafeln bestückt werden, müssen die Bezirke zustimmen. "Wir müssen für jede Brücke einen Bauantrag beim zuständigen Bezirk beantragen - bis Ende der Woche sind 100 Anträge zu verschicken", sagt Rexroth. Doch in vielen Bezirksrathäusern stößt der Brückenplan auf Skepsis, denn dort geben sich bereits ein Dutzend Werbefirmen die Klinke in die Hand. "Die Bezirke stehen bereits unter Druck, die Anträge der Firma Wall zu genehmigen", sagt Kreuzbergs Bürgermeister Franz Schulz (B90/Grüne), "die Brücken sollen teilweise mit 300 Meter langen Werbeschildern bepflastert werden. Das ist ein gewaltiger Eingriff ins Stadtbild." Auch der Bürgermeister von Mitte, Joachim Zeller, (CDU) befürchtet, "dass die Stadt zugeworben wird". Eine einheitliche Linie statt wilder Beklebung sei wünschenswert. suzi

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Quelle: Die Welt

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